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Leitbild und Grundsatzprogramme


Vielfalt braucht Einheit. Im Leitbild schreibt der DAV seine Werte, seine Mission und seine Vision fest. Es bietet allen Ebenen des Vereins einen verlässlichen Rahmen und gibt Orientierung nach innen und außen. Auf seiner Hauptversammlung 2022 hat der DAV sein neues Leitbild beschlossen.

Im Jahr 2013 hat der DAV sein Grundsatzprogramm Naturschutz verabschiedet. Auf der Hauptversammlung 2016 folgte dann auch das Grundsatzprogramm Bergsport.



Leitbild des Deutschen Alpenvereins

Wir lieben die Berge

Der Deutsche Alpenverein ist ein unabhängiger Bergsportund Naturschutzverband. Er wurde 1869 gegründet und wird maßgeblich durch das Engagement seiner über 30.000 Ehrenamtlichen geprägt. Der DAV gliedert sich in mehr als 350 rechtlich selbstständige Sektionen mit über 1,4 Millionen Mitgliedern. Er betreut ca. 325 Hütten, 220 Kletteranlagen, rund 30.000 km Wege und betreibt das „Alpine Museum“ in München.
National und international arbeitet der DAV eng mit Verbänden zusammen, die gleiche Zielsetzungen verfolgen, insbesondere mit dem ÖAV und dem AVS.
Die JDAV ist die Jugendorganisation für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit der Jugendbildungsstätte in Bad Hindelang als wichtigem Ort für die Jugendarbeit.

Wir leben Vielfalt

Unsere Werte: Dafür stehen wir

Uns eint die Leidenschaft für die Berge.

Freiheit, Respekt und Verantwortung – diese zentralen Werte leiten uns. Wir leben und verteidigen Vielfalt, Akzeptanz und Offenheit. Alle Menschen, die diese Werte teilen, sind im DAV willkommen. Wir handeln demokratisch, transparent, wertschätzend und fördern Diversität in Ehrenamt und Hauptberuf. Ehrenamtliches Engagement ist für den DAV von elementarer Bedeutung und prägt unsere Identität.

Wir machen Bergerlebnisse möglich

Unsere Mission: Dafür sind wir da

Wir sind Bergsportverband und wir sind Naturschutzverband. Wir fördern vielfältige bergsportliche Aktivitäten und treten ein für die Bewahrung der einzigartigen Naturräume in den Alpen und Mittelgebirgen. Dabei setzen wir auf Lösungen, die gleichermaßen den Interessen des Bergsports und den Erfordernissen von Natur und Landschaft gerecht werden. Wir behalten unterschiedliche Motive im Blick und engagieren uns dafür, tragfähige Lösungen mit allen Beteiligten zu finden.

Wir unterstützen und fördern Breitensport und Leistungssport und engagieren uns für einen fairen, manipulationsfreien Bergsport. Wir bieten eine zielgerichtete Aus- und Weiterbildung zum verantwortungsvollen und naturverträglichen Bergsport, entwickeln Standards und geben Empfehlungen.
Wir ermutigen Menschen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und vermitteln die Fähigkeit, mit Gefahren und Risiken bewusst umzugehen.

Alpenvereinshütten bieten Schutz und einfache Unterkunft. Mit Hütten und Wegen nutzen wir die Möglichkeit, den Zugang zum Naturraum Berge zu lenken und unterstützen damit einen naturverträglichen Bergsport. Dabei betrachten wir die Erschließung der Alpen grundsätzlich als abgeschlossen, die keiner weiteren Hütten und ähnlicher Projekte mehr bedarf. Kletteranlagen und Vereinseinrichtungen machen wohnortnahen Bergsport möglich und stärken das Vereinsleben. Diese Infrastruktur wird von den Sektionen des DAV getragen und steht auch der Allgemeinheit zur Verfügung.

Wir schaffen Raum für Begegnung und Dialog und leisten so einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Mit unseren vielfältigen Aktivitäten und Angeboten eröffnen wir neue Perspektiven und erweitern Horizonte für jedes Alter. Besonders wichtig ist uns, die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen in der JDAV zu fördern.

Wir setzen uns mit der wechselvollen Geschichte des DAV und den aktuellen Themen des Alpinismus auseinander. Unser Wissen, unsere Meinungen und Ideen bringen wir in die öffentliche Diskussion ein.

Wir sind der nachhaltige Bergsportverband

Unsere Vision: Dahin wollen wir

Wir schützen die Natur und stellen uns den Herausforderungen des Klimawandels. Ab 2030 sind wir klimaneutral.
Bei allem, was wir tun, lassen wir uns vom Grundsatz der Nachhaltigkeit und dem Prinzip der Einfachheit leiten. Dabei berücksichtigen wir ökologische, ökonomische und soziale Aspekte. Wir sehen uns als Vorbild für Politik, Gesellschaft und andere Verbände.

Wir setzen uns dafür ein, dass der naturverträgliche Bergsport auch in Zukunft selbstbestimmt, eigenverantwortlich und fair ausgeübt werden kann.
Mit unserer hohen Kompetenz entwickeln wir den Breiten- und Leistungssport weiter. In den Regionen erhöhen wir unsere Präsenz und setzen vermehrt auf wohnortnahe Angebote.

Durch den Bergsport bringen wir Menschen zusammen. Wir stärken das ehrenamtliche Engagement unserer Mitglieder für einen vielfältigen und inklusiven Verband.

Als starker zivilgesellschaftlicher Akteur übernehmen wir Verantwortung. Was wir sagen, hat Bedeutung und wird national und international gehört und beachtet.

Wir sind eine lebendige und zukunftsorientierte Gemeinschaft.


Das Leitbild können Sie auch als PDF  inkl. Glossar herunterladen. Eine illustrierte Version des Leitbilds finden Sie auf alpenverein.de.



Grundsatzprogramm Naturschutz



Grundsatzprogramm zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung des Alpenraumes sowie zum umweltgerechten Bergsport


Begriffe

Zum besseren Verständnis sind die nachfolgenden Begriffe, die im Grundsatzprogramm verwendet werden, aus DAVspezifischer Sicht einheitlich definiert. Dabei werden die Begriffe analog zum Leitbild des DAV verwendet.

Alpenkonvention
„Die Alpenkonvention ist ein internationales Abkommen, das die Alpenstaaten (Deutschland, Frankreich, Italien, Liechtenstein, Monaco, Österreich, Schweiz und Slowenien) sowie die EU verbindet. Sie zielt auf die nachhaltige Entwicklung des Alpenraumes und den Schutz der Interessen der ansässigen Bevölkerung ab und schließt die ökologische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Dimension ein. Um dieses Ziel zu verwirklichen, wurden eine Rahmenkonvention und acht Protokolle angenommen, die den Themen Raumplanung, Landwirtschaft, Wald, Natur und Landschaft, Energie, Boden, Tourismus und Verkehr gewidmet sind.“1)

Biologische Vielfalt
Die biologische Vielfalt oder Biodiversität bezeichnet die Variabilität lebender Organismen und der ökologischen Komplexe, zu denen sie gehören. Dazu zählen neben der Vielfalt der Arten auch jene der Ökosysteme, Lebensräume und Landschaften sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten.2)

Bergsport
Der Begriff Bergsport umfasst das Bergsteigen (dazu zählt das Bergsteigen und das Skibergsteigen in allen Schwierigkeitsgraden und Höhenlagen im Fels, Eis und Schnee, das Bergwandern und das Sportklettern) und die alpinen Sportarten (Sammelbegriff für alle sportlichen Aktivitäten, die sich aus dem Bergsteigen heraus entwickelt haben, z.B. alpines Skilaufen, Wettkampfklettern, Mountainbiking, Canyoning).

Nachhaltige Entwicklung
Der Begriff der nachhaltigen Entwicklung wird in diesem Grundsatzprogramm im Sinne des UN-Gipfels in Rio 1992 verwendet. Ziel einer nachhaltigen Entwicklung ist es demnach, eine möglichst ausgewogene und gerechte Balance zwischen den Bedürfnissen der heutigen Generation und den Lebensperspektiven künftiger Generationen zu finden. Dabei geht es im Kern um eine langfristig tragfähige Gestaltung gesellschaftlicher Entwicklung unter Berücksichtigung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten.3)

Unerschlossene Räume, Wildnisgebiete
Unter unerschlossenen oder unverfügten Räumen werden Bereiche verstanden, die frei von moderner technischer Infrastruktur wie Straßen, Seilbahnen oder Skipisten sind, die aber durchaus durch menschliche Nutzung geprägt sein können. Wildnisgebiete sind großflächige unerschlossene Räume, die sich frei von menschlicher Zweckbestimmung weitestgehend unbeeinflusst entwickeln konnten und in denen die ursprüngliche Lebensraumdynamik erhalten geblieben ist.

Geländekammer
Als Geländekammer wird eine in sich geschlossene topografische Einheit definiert, die sich durch Geländemerkmale wie Grate, Rücken, Bäche, Vegetationsgrenzen, die Exposition oder einen Wechsel im Charakter der Landschaft von umgebenden Bereichen abgrenzen lässt.

Der besseren Lesbarkeit zuliebe wurde an einigen Stellen des Textes auf das Anhängen der weiblichen Form („innen“ etc.) verzichtet. Selbstverständlich schließt die männliche Form dann immer die weibliche mit ein.

1) Quelle: Ständiges Sekretariat der Alpenkonvention: „Die Alpenkonvention, Internationaler Vertrag für
    die Förderung, die Entwicklung und den Schutz der Alpen“, Innsbruck, 2010
2) Quelle: Definition des Begriffes „Biologische Vielfalt“ des Bundesamtes für Naturschutz
3) Quelle: Umweltbundesamt


Die Präambel

Die Alpen sind ein einzigartiger Natur- und Kulturraum mit einer außergewöhnlichen biologischen Vielfalt. Schwerwiegende Eingriffe des Menschen und die Auswirkungen des Klimawandels schwächen ihre natürliche und kulturelle Substanz. Der Erlebnis- und Erholungswert der Gebirgslandschaft wird durch die ungebremste Erschließungsspirale immer weiter beeinträchtigt. Verstädterung, demografischer Wandel in den Bergdörfern sowie das Auflassen der Landwirtschaft insbesondere in den Randregionen und abgelegenen Seitentälern sind Zeichen eines fortschreitenden Strukturwandels.

Im Zuge der Energiewende geraten die Wasserkraft-, Windkraft- und Pumpspeicherpotenziale der Alpen unter einen immer stärker werdenden Nutzungsdruck.

Natur- und Landschaftsschutz sind deshalb in besonderem Maße gefordert. Nur durch solidarisches und regional differenziertes Handeln können die Alpen als europäisch bedeutsamer Natur- und Kulturraum dauerhaft gesichert und als eng verzahnter Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum erhalten werden.

Die Alpenvereine haben im 19. Jahrhundert in ihren Arbeitsgebieten die touristische Erschließung des Alpenraumes und dessen wissenschaftliche Erforschung eingeleitet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde diesen Aufgaben die Erhaltung der Alpen in ihrer Schönheit und Ursprünglichkeit zur Seite gestellt. Bereits 1927 wurde der Naturschutz in die Satzungen der Alpenvereine aufgenommen. Heute setzen sie sich im Interesse kommender Generationen gleichermaßen dafür ein, Naturzerstörungen zu verhindern, Umweltbelastungen zu vermindern und die nachhaltige Entwicklung zu fördern. Dazu ist neben einer ausgewogenen regionalen Raumordnung und der Umsetzung einschlägiger europäischer Richtlinien auch eine europäische Raumentwicklung notwendig, die die Besonderheiten des Alpenraumes respektiert und fördert.

Die Alpenvereine fordern deshalb die Umsetzung der Alpenkonvention und unterstützen deren Weiterentwicklung. Unter Wahrung ihrer Identität und Grundsätze arbeiten sie bei gemeinsamen Anliegen, aber auch bei der Klärung von Konflikten mit Politik und Verwaltung sowie anderen Organisationen und lokalen Gruppierungen zusammen.

Der naturnahe Bergsport in den Alpen und Mittelgebirgen ist eine Kernaktivität vieler Alpenvereinsmitglieder. All seinen Spielformen ist das Naturerlebnis bei gleichzeitiger körperlicher Betätigung gemeinsam. Mit einer verantwortungsvollen Ausübung gehen die Wertschätzung der Natur und Sensibilisierung für Umweltfragen einher.

Die Alpenvereine treten dafür ein, dass das Recht auf Zugang zu Natur und Landschaft erhalten bleibt und Einschränkungen nur differenziert und nach sorgfältiger Abwägung der Interessen festgelegt werden. Um Konflikte zu vermindern, sind Rücksichtnahme und Achtsamkeit sowie die Bereitschaft zum Verzicht in wohlbegründeten Fällen notwendig.

Die Alpenvereine bekennen sich zum umweltverträglichen Bergsport, zur ökologischen Ausrichtung der Alpenvereinshütten und -wege sowie zur umweltfreundlichen Reise in die Berge.

Die Alpenvereine sehen sich als „Anwälte der Alpen“. Ihre Doppelrolle als Bergsport- und Naturschutzorganisation ist mit Zielkonflikten verbunden, die nicht ohne Kompromisse gelöst werden können.

Dementsprechend steht das Grundsatzprogramm für ein maßvolles und umsichtiges Nützen sowie ein vorausschauendes Schützen des Alpenraumes.

Die Arbeitsgebiete und Tätigkeiten der Alpenvereine beschränken sich nicht auf den Alpenraum. Die Aussagen des Grundsatzprogrammes und die damit verbundenen Aufgaben beziehen sich daher sinngemäß auch auf außeralpine Gebiete.

Das vollständige Grundsatzprogramm Naturschutz  (40 Seiten) können Sie hier herunterladen.

Es besteht aus den drei weiteren Teilen:

- Leitlienen

- Positionen des DAV zur Zukunft der Alpen

- Handeln des DAV.



Grundsatzprogramm Bergsport



1 Aufstieg

Die Zahl der Bergsportlerinnen und Bergsportler hat in den letzten Jahren stark zugenommen, genau wie die Bergsportarten und Spielformen, die sich in gleicher Weise ausdifferenziert und entwickelt haben. In seinem Leitbild formuliert der Deutsche Alpenverein (DAV) die Offenheit für alle Bergsportarten. Die im Leitbild des DAV definierten Tätigkeitsfelder werden in spezifischen Grundsatzprogrammen dezidiert dargestellt. Das Tätigkeitsfeld Bergsport und Bergsteigen, das ein Kernbereich des DAV ist, hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert.

So hat z.B. die Ausübung von „alpinen“ Sportarten im urbanen und wohnortnahen Raum deutlich zugenommen. Die starke Entwicklung von Kletterhallen, der „Boulderboom“ und die internationale Sportentwicklung verändern z.B. den Klettersport merklich. Immer mehr Bergsportbegeisterte bedeuten immer unterschiedlichere Zielgruppen für den DAV und entsprechend differenziertere Angebote, die gemacht werden müss(t)en.

Es stellt sich bei der Ausdifferenzierung des Bergsports aber auch die Frage, welche Bergsportarten der DAV tatsächlich unter seinem Dach haben und entwickeln will und welche er eher kritisch betrachtet. Dabei ist zu klären, was Bergsport für den DAV überhaupt ist. Die rasante Entwicklung des Bergsports führt zu zahlreichen Fragen und einem hohen Klärungsbedarf.

Ziele
Diese Fragen versucht das Grundsatzprogramm Bergsport für den DAV zu klären. Hierbei wird stets Bezug auf das Leitbild des DAV als übergeordnetes Papier genommen. Ebenso wird an den überlappenden Stellen auf die bereits im „Grundsatzprogramm zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung des Alpenraums sowie zum umweltgerechten Bergsport“ sowie auf zahlreiche weitere Konzepte und erarbeitete Positionen Bezug genommen.

Gleichzeitig ist es von zentraler Bedeutung, dass der DAV für sich klärt, was er überhaupt unter Bergsport versteht – der DAV muss sein Verständnis von (Berg)Sport formulieren. Darüber hinaus ist es für den DAV wichtig zu definieren, welches seine Bergsportarten sind und in welchen Handlungsfeldern er aktiv ist.

Zu relevanten Themen mit Verbandsbedeutung bezieht der DAV Stellung und formuliert Positionen. Diese Positionen kristallisieren sich aus einer Vielzahl bereits vorhandener Konzepte oder Positionspapieren heraus, teilweise sind sie auch neu oder bislang nicht explizit formuliert worden. Nicht zuletzt kommuniziert der DAV mit dem Grundsatzprogramm die Bedeutung und sein Verständnis des Bergsports nach innen und außen.


2 Bergsportverständnis des Deutschen Alpenvereins

Der Ursprung des Bergsports im DAV ist das Bergsteigen im „klassischen“ Sinn des 19. Jahrhunderts. Was damals unter dem Begriff Bergsteigen verstanden wurde, war das Gehen, Steigen und Klettern im Fels und Eis der Berge in den Alpen und auch weltweit, mit dem Ziel Gipfel zu „erobern“ und erstzubesteigen, Natur- und Kulturlandschaften zu bereisen und deren Fauna und Flora, Klima, Gesteine u.v.a.m. zu erkunden sowie der ansässigen Bevölkerung mit völkerkundlichem Interesse zu begegnen. Diese weit gefasste Herangehensweise wird auch unter dem Begriff des Alpinismus zusammengefasst, der qua Definition sämtliche Aktivitäten, die im Zusammenhang mit dem Besteigen, Erleben, Erkunden, Darstellen und Bewahren der Berge und Bergregionen stehen, umfasst.

Dem klassischen Alpinismus der frühen Jahre folgte mit Beginn des 20. Jahrhunderts das von hoher körperlicher Anforderung geprägte Klettern durch die großen Wände. Leitend war hier der Direttissima-Gedanke – die Idee einer ästhetischen Kletterlinie auf dem Weg des geringsten Widerstandes durch eine abschreckende Wand. Nachfolgende Generationen begannen schließlich damit, das Bergsteigen und Klettern über die Alpen hinaus in die großen Höhen aller Kontinente bis hin zu den Achttausendern zu übertragen.

Revolutionär und bis heute prägend ist die Entwicklung und Etablierung des Freiklettergedankens, also der Verzicht auf technische Hilfsmittel zur Fortbewegung beim Klettern. Dieser Stil des sogenannten freien Kletterns wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von deutschen, österreichischen und anglo-amerikanischen Protagonisten initiiert. Der endgültige Durchbruch des modernen Freikletterns fand in Deutschland in den 1970er Jahren statt, einhergehend mit einer starken Internationalisierung des Frei- und später des Sportkletterns in den Klettergebieten weltweit.

Im Lauf der Jahre hat sich das Bergsteigen durch Abenteuertum, Entdeckergeist und Leistungsdrang kontinuierlich ausausdifferenziert: Disziplinen wie das Sportklettern, Eisklettern, das Speed-, Solo- und Wettkampfklettern und der „Plaisirbergsport“ der Gegenwart haben sich herausgebildet. Hinzu kommen neue Disziplinen wie das Mountainbiken oder Bouldern, die heute von einer Vielzahl von Menschen ausgeübt werden, ohne einen direkten Bezug zum Berg„steigen“ zu haben. Ebenso haben sich die Schauplätze der Aktivitäten von den Bergen im engeren – respektive traditionellen – Sinn auf die Mittelgebirge, Schluchten, ja auf einzelne Fels- bzw. Boulderblöcke und auf künstliche Felsen ausgeweitet. Zusammengefasst lässt sich sagen: Das Bergsteigen ist als eigenständige Disziplin bestehen geblieben – unter dem Dach des Bergsports. Mit diesem modernen Begriff lässt sich heute die Vielfalt des Sport- und Bewegungsverhaltens in den Bergen beziehungsweise die Vielfalt der Bewegungsformen, die sich aus dem Bergsteigen entwickelt haben, deutlich besser erfassen.

In seiner Geschichte hat sich der Bergsport, der anfangs nur aus dem Bergsteigen als elitäre Beschäftigung der zumeist akademisch gebildeten Mittel- und Oberschicht bestand, in weiten Teilen der Bevölkerung etabliert und ist heute zum Breitensport und zur Freizeitbeschäftigung für Viele geworden. Bergsport ist ein beliebtes Tätigkeitsfeld, in dem nicht nur Bergsportorganisationen wie die Alpenvereine tätig sind sondern auch andere gesellschaftliche Akteure wie beispielsweise Tourismusverbände oder das Bildungswesen. Zudem finden organisierte Wettkämpfe von der Vereins- bis hin zur Weltmeisterschaft statt. Bergsport ist also vom Freizeit- bis zum Spitzenbereich anzutreffen, wobei seit Beginn des neuen Jahrtausends eine Zunahme des medialen Interesses und kommerzieller Aktivitäten zu verzeichnen ist.

Berge
Der Schauplatz des Bergsports sind die Berge. Berge können dabei in allen Regionen der Erde gelegen sein. Berge gibt es in den Hochgebirgen (z.B. Alpen) und in den Mittelgebirgen. Im geografischen Sinn sind Berge topografische Formationen, die sich über ihre Umgebung erheben.

Für den Menschen sind Berge Orte, an denen unter anderem Aktivitäten möglich sind, die als Bergsport bezeichnet werden. Durch ihre sehr vielfältigen Formen bieten Berge die unterschiedlichsten körperlichen Herausforderungen, die im weiteren Sinn auch mentaler Art sind. Zu deren Bewältigung ist umfassendes Wissen und Können erforderlich. Zugleich bieten Berge die Möglichkeit zu einzigartigen Erlebnissen und faszinierenden Erfahrungen im gesamten Spektrum des Alpinismus (z.B. Landart, alpine Malerei, Alpenflora und -fauna).

Bergsport und Alpinismus sind heute nicht mehr auf den Berg im engen topografischen Sinn beschränkt; auch Felswände, Boulderblöcke und andere zum Gehen, Steigen und Klettern herausfordernde natürliche und künstliche Formationen und Räume bieten Orte für Bergsport und werden somit zu Bergen im übertragenen Sinn. Auch künstlich angelegte Strukturen wie z.B. Kletteranlagen können in einem metaphorischen Verständnis als Berge bezeichnet werden. Denn auch diese Erlebnisorte bieten unterschiedlichste körperliche und mentale Herausforderungen und komplettieren die Bandbreite des Begriffs „Berg“.

Berg-Sport
Der bis heute teils kritische Umgang des DAV mit dem Begriff „Sport“ beruht auf seiner spezifischen Geschichte, die mit dem Bergsteigen ursprünglich nur wenig Überschneidungen hatte. Der Sport entwickelte sich in England, im Zentrum stand das Sich-Messen verschiedener Mannschaften. Daraus entwickelte sich auch in Deutschland ein traditionelles Sportverständnis, das geprägt war von der Erreichung von Leistungszielen, der Dominanz von Sportorganisationen und einem festen Regelwerk.

Diese Merkmale stehen im Gegensatz zu den prägenden Merkmalen des klassischen Bergsteigens, in dem Freiheit, Selbstständigkeit und Verantwortung an oberster Stelle stehen.

Das moderne Sportverständnis unterscheidet sich jedoch deutlich vom traditionellen Sportverständnis:

• Sport wird geprägt durch eine hohe Individualität in der Sportausübung. Aufgrund der abnehmenden gemeinsamen freien Zeit der Menschen wird Sport zunehmend individueller organisiert. Vereine orientieren sich an den Sportlerinnen und Sportlern und nicht umgekehrt.

• Sport wird losgelöst von organisierten Angeboten betrieben. An Wochenenden, im Urlaub usw. wird selbstständig organisiert Sport getrieben.

• Sport wird aus einer Vielzahl von Motiven heraus betrieben. Die Motive der Sporttreibenden werden vielfältiger. Das Leistungs- und Wettkampfmotiv ist dabei eines unter vielen. Weitere Motive sind z.B. Gesundheit, Natur-Erleben und soziales Miteinander.

• Sport wird von der Gesellschaft hoch bewertet. Im Gegensatz zu früher wird Sport von einer viel größeren Zahl an Menschen quer durch die Bevölkerung betrieben und hat in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft einen hohen Stellenwert.

Das moderne Sportverständnis löst damit den Widerspruch zwischen traditionellem Bergsteigen und traditionellem Sportverständnis in weiten Teilen auf. Die Vielfalt der Stile und Akteure verdrängt eingefahrenes „Lagerdenken“. Im Bergsport des 21. Jahrhunderts fördern Toleranz und Respekt den Ausgleich verschiedener Interessen zwischen traditionellem Bergsteigen und zeitgenössischem Bergsport.

Bergsport im DAV umfasst alle auf dem Gehen, Steigen und Klettern gründenden Bewegungsformen an „Bergen“ als topografische Formation und als Erlebnisraum.

Bergsport, Gesellschaft und der DAV
Der DAV wirkt als weit vernetzter Verband im gesellschaftlichen (Sport)Umfeld nicht isoliert oder ausschließlich nach innen. Der DAV wird als Sportverband wahrgenommen durch seine Aktivitäten beispielsweise beim Kletteranlagenbetrieb, den mannigfaltigen Themen des Breitensports, beim Eintreten für das naturverträgliche Skibergsteigen, durch Ausbildung und Sicherheitsforschung und den Wettkampfsport.

Bergsportlerinnen und Bergsportler
Bergsporttreibende Menschen suchen Herausforderungen und Erlebnisse, ob am „echten“ Berg oder am symbolischen Berg wie zum Beispiel in der Kletterhalle. Ob es die unterhaltsame Bergtour mit Freunden ist, die Schönheit der Natur, das Spüren der eigenen Grenzen oder Entspannung und Erholung in den Bergen, Bergsport ermöglicht diese Vielfalt von Erlebnissen. Alle Erlebnisse sind individuell unterschiedlich und dennoch gleichwertig. Sie können sich beim Einzelnen im Lauf der Zeit oder in Abhängigkeit der Disziplin oder Lokalität der Bergsportart ändern und auch überlagern. Somit variiert die Intensität der bergsportlichen Ausübung und wird biografischen Veränderungen angepasst. Was einerseits als Verlust von körperlicher Leistungsfähigkeit erlebt werden mag, kann andererseits zu mehr Sicherheit, Erfahrung und Erlebnistiefe führen.

Unsicherheit, Risiko, Verantwortung
Bergsportlerinnen und Bergsportler sind frei bei der Wahl ihrer bergsportlichen Aktivitäten und im Umgang mit den damit verbundenen Risiken. Der entsprechende Preis ist das Akzeptieren von Unsicherheit und Risiko, die dem Aufenthalt in den Bergen innewohnen. Daraus resultiert wiederum die Notwendigkeit, Verantwortung zu übernehmen – subjektiv und objektiv. Bergsportlerinnen und Bergsportler müssen verantwortlich gegenüber sich, den anderen und der Natur handeln. Tun sie das nicht, bewegen sie sich leichtsinnig und verantwortungslos in den Bergen. Dies kann schwerwiegende Folgen haben, denn Bergsport birgt Gefahren, die jedoch durch die realistische Einschätzung des eigenen Könnens und durch Risikomanagement minimiert werden können. Dennoch bleibt ein Teil Unsicherheit bestehen und jede Bergsportlerin und jeder Bergsportler ist einem Restrisiko ausgesetzt, ob bewusst oder unbewusst.

Natur und Umwelt
Im Wesentlichen sind Bergsportlerinnen und Bergsportler in der freien Natur unterwegs. Dabei müssen sie die Belange des Natur- und Umweltschutzes berücksichtigen und die Beeinträchtigung der Natur und Umwelt so gering wie möglich halten. Grundvoraussetzung ist hierfür ein Naturverständnis, das Berge nicht allein als Sportstätten versteht, sondern als belebten Teil der Erde, dem Achtung und Würde gebührt wie den Menschen und Tieren. Bergsport und die Natur und Umwelt sind aufs Engste verwoben und haben ein nahezu intrinsisches Verhältnis.

Das vollständige Grundsatzprogramm Bergsport  (40 Seiten) können Sie hier herunterladen.

Es besteht aus insgesamt 7 Kapiteln - die weiteren Kapitel sind überschrieben mit:

3 Bergsportarten im Deutschen Alpenverein

4 Beschreibung der Bergsportarten im DAV

5 Überblick der Handlungsfelder

6 Positionen des DAV zum Bergsport

7 Abstieg


 
 


Lukas Irmler
Impossible is Nothing
11. Oktober

Christian Pfanzelt
Wetterstein
15. November

Helmut Achatz
Eagle Wings
17. Januar

Stephan Schulz
Südtirol und Dolomiten
14. Februar

Ines Papert
Die Alpinistin
14. März


Der nächste InfoAbend
für neue Mitglieder
findet am 21. November statt.



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